Samstag, 10. Oktober 2015

Tornados über Licata/Südsizilien

Letzte Nacht war leider nicht so recht an Schlaf zu denken. Es zog ein kräftiger Tiefausläufer an unserem Standort vorbei und brachte eine Menge Wind mit. Die Mare Liberum zerrte recht heftig an ihren Leinen und ich hatte trotz der Ruckdämpfer die Befürchtung, dass es uns die Poller vom Deck reißt. Immer wieder wurde ich vom knarzen der Leinen wieder wach.

Dann tat es heute früh gegen 06:30 Uhr einen Schlag und das Schiff legte sich auf die Seite. Wir fuhren aus dem Schlaf und instinktiv in die Klamotten. Nur eine Minute später der zweite Windschlag mit Regen in einer noch nie erlebten Heftigkeit. Wir hatten noch zwei Seitenfenster offen, wo jetzt das Regenwasser rein schlug als würde jemand mit einem Eimer ständig Wasser reinkippen. Nach dem Schließen sah ich schon geduscht aus. Wir legten uns durch den Winddruck immer noch so auf die Seite, dass es eine große Anstrengung kostete, sich auf den Beinen zu halten.

Wir gingen ins Cockpit. Dort war es relativ trocken und ich konnte durch die Windschutzscheibe den Hafen beobachten. Da trieben schon Kanister, Rettungsringe und Beiboote an uns vorbei. Gegenüber hatte sich das Rollreff der Genua geöffnet und der Sturm riss das Segel gleich in drei Teile.

Ich habe vorhin den Segelmacher getroffen und nach seiner Auskunft soll es noch weitere Schäden auf den anderen Stegen gegeben haben. Wir hatten ja glücklicher Weise gestern die Genua abgenommen. Also aus einem Schlechtwettertrauma und einem kleinen Wasserschaden auf der Luvseite unter den Fenstern ist bei uns alles gut gegangen. Das trocknet schon wieder.

Mein französischer Nachbar hat noch die Nerven gehabt und seinen Windmesser eingeschaltet. Die Scala soll in der Spitze 72 kn angezeigt haben und DAS an der Hafenmole.

Im Hafenbüro hörte ich heute Mittag, dass an allen Geschäften die Markisen abgerissen wurden und im Dorf einige Balkone herunter gefallen sind. In anderen Städten soll es noch mehr Regen gegeben haben.

Nachtrag 17:40 Uhr:
Einer unser Seglernachbarn hatte heute Morgen 2 Tornados gesichtet und beobachtet wie diese hintereinander durch den Fischereihafen neben unserer Marina gezogen sind. Das ist mal gerade 1 km  von uns weg. Daher also die hohen Windgeschwindigkeiten. Danach haben sie Licata durchquert und eine Plantage verwüstet.

Nachtrag 22:45 Uhr:
Die Tornados sind über die Trockenplätze der Werft gezogen und haben 5-6 Schiffe umgeworfen und 2 weitere entmastet. Der Vater des Werftbesitzers wurde vom einem der Tornados erfasst und einige Meter durch die Luft geschleudert. Er liegt mit Knochenbrüchen im Krankenhaus.

Beinahe hätte es uns auch erwischt, denn eigentlich sollten wir am 09.10. also gestern aus dem Wasser und unser Standplatz wäre im Weg der Tornados gewesen. Nur durch eine Terminverwechselung meinerseits haben wir den Krantermin erst am Dienstag den 13.10.
Glück gehabt.

Bild des Tages:

Wir haben Glück und liegen nicht in der Lila-Zone