Donnerstag, 6. August 2015

Gewittersturm vor Korfu

In dem Bewusstsein, dass der Ankergrund vor Korfu Stadt in der Hauptsache aus Seegras besteht, hatte ich den Anker so gut wie möglich eingefahren und zusätzlich am Abend im Tablett die App "Ankerwache" aktiviert. Sicher ist Sicher!
Tatsächlich werde ich vom Pfeifen des Windes in der Takelage wach. Dem Geräuschpegel nach schätze ich die Windstärke auf ca. 30 kn. Blitze sind wahrzunehmen und der Donner folgt ca. 10 Sekunden später. Das ist also ungefähr 3-4 km entfernt. Wir hatten unser Sonnensegel aus Faulheit für die Nacht nicht abgebaut. Das durften wir jetzt zu Strafe im Dunklen mit Blitzlicht nachholen.
Wir sind gerade mit dem Zusammenlegen fertig und ich sehe mich um. Der Ankeralarm hat ausgelöst und pfeift sein Warnlied. Tatsächlich hat sich das gewohnte Bild der Schiffe um uns herum verschoben. Und es bewegt sich weiter. Ich spüre die Ausschüttung von Adrenalin bis in die Fingerspitzen. Wie immer steckt der Zündschlüssel und der Motor springt sofort an. Als erstes Versuche ich das Treiben mit Motorkraft auszugleichen und die Position zu halten. Der Skipper vom Nachbarschiff will mir helfen und leuchtet mir dauernd  mit seinem UltraMegaLedScheinwerfer mit 5 km Reichweite ins Gesicht. Sehr hilfreich, vielen Dank für die Anteilnahme!
Bobbie ist schon angezogen zur Stelle und wir versuchen den Anker an einer anderen Stelle neu zu setzen. Doch wir finden einfach keinen Halt im Seegras.Wir beraten kurz und bei einsetzendem Regen beschließen wir die Gouvia Marina anzulaufen und dort Schutz zu suchen und Schlaf zu finden. Ich sehe, das Bobbie am Rande ihrer Kräfte ist und die Entscheidung ist trotz 90 € pro Nacht einfach. DAS muss dann mal drin sein !!
Wir machen die Positionslichter an und ich bringe uns unter Motor aus dem Ankerfeld. Um uns herum sind weitere 6 Schiffe mit ihren Positionslichtern zu erkennen, die ebenfalls Probleme mit ihrem Anker auf Seegras haben. Bei dem bereits eingesetzten Seegang versuchen wir erst gar nicht das Dingy in die Davits zu hängen, sondern ziehen es hinter uns her. Es ist 02:45 Uhr und ich setze Kurs. Wir tuckern. um die Festung von Korfu herum nach Nordwest Richtung Gouvia. Im Regenschleier erkenne ich 2 weitere Schiffe vor uns , die wohl eine ähnliche Idee hatten. Nach 1 1/2 Stunden Fahrt klar es auf und der Regen läßt nach. Bobbie ist auf der Bank im Cockpit eingeschlafen. Gut soo! Hat viel erlebt die letzten Tage und soll jetzt mal Ruhe finden. Sie schreckt kurz auf und fragt : "Rainer ?? Wo simma denn?" und auf mein : "Dauert noch aweng." schläft sie wieder ein. Ich wecke Sie erst an der Einfahrt zur Marina und wir melden uns per Funk an. Der Nachtdienst gibt uns verschlafen einen Liegeplatz längsseits und wir fallen erschöpft die Tücher.

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